Reiseleiter

Reiseleiter Bernd Klaube

Reiseleiter für Lernidee, Berlin

  • Was hat mich zur Reiseleitung gebracht?

Ich habe an der Handelsfachschule in Leipzig studiert und wollte gerne reisen. 1976 bin ich in Leipzig ins Reisebüro und sagte: „Ich würde gerne Reiseleiter werden.“ Da sagte man mir: „Kommen Sie morgen wieder und zwar ins Hotel Astoria.“ Ich sollte eine Gruppe mit Gästen aus der damaligen Tschechoslowakei führen. Diese erste Gruppe war schwierig zu organisieren, ich musste einiges improvisieren…

Nach Ende des Studiums war mein erster Job Hoteldirektor in  einem Hotel im Thüringer Wald.. Nach einer einiger Zeit habe ich gemerkt dass ich hier nicht richtig am Platz war… , fachlich kein Problem, politisch war ich unhaltbar, da nicht in der Partei.

Ich nahm Kontakt mit Jugendtourist  in Leipzig auf und wurde freischaffender Reiseleiter. Ich bekam die sogenannte „Pappe“, das war die Arbeitsgenehmigung als Reiseleiter/Dolmetscher. Ich war immer auf der Suche nach Abwechlslung, Abenteuer und Reisen in die weite Welt, die für uns damals aber ziemlich klein und eng war.

Zwischendurch war ich als Einkaufs-Manager beim Gasleitunsbau in Russland, im Ural, tätig. Kurz vor der Wende bin ich noch in den Westen und fand hier sehr schnell gute Jobs in der Wirtschaft, da ich Russland gut kannte. So bin ich als ehemaliger DDR-Flüchtling für ein deutsches Unternehmen zurück nach Russland. Ab diesem Zeitraum hatte ich meine Abenteuer im Osten und meine Reisefreiheit in den Westen, in die ganze Welt.

1992 habe ich den Geschäftsführer von Lernidee bei einem Treffen in Moskau kennengelernt. Anfänglich ging es nur um die Organisation von Geschäftsreisen meiner Mitarbeiter nach Russland. Lernidee hat mir dabei geholfen, die notwendigen Flüge zu buchen. Durch diese Kontakte habe ich 1999 das Angebot erhalten, eine achtköpfige Gruppe auf der Transsibirischen Eisenbahn zu begleiten. Das war dann meine erste Reiseleitung im Westen, obwohl die Reise in den Osten ging. Ab 2001 begann ich als Chefreiseleiter für Lernidee den Sonderzug „Zarengold“ von Moskau nach Peking zu leiten, bereits 2002 kamen Sonderzüge nach Südafrika/Namibia hinzu, an 2003 Reisen mit Sonderzug durch das Baltikum, in den Folgejahren Sonderzüge auf der „Seidenstraße“, Bahnreisen durch Kanada, durch China bis nach Tibet und div. Flusskreuzfahrten von der Wolga über Sibirische Ströme bis zum Mekong.

Als Reiseleiter für ein Fränkisches Busunternehmen fuhr ich von 2000 bis 2008 rund 80 Mal auf Touren durch ganz Europa, von Schottland bis nach Süditalien.

Seit 2005 bin ich als Autor für div. Verlage tätig, so sind bisher vier Bücher über Russland, die Transsib von mir erschienen.

  • Was waren für mich besondere Erlebnisse als Reiseleiter?

Es gab immer wieder aussichtslose Situationen, wo die Frage aufkam, wie kann ich dennoch meine Gäste zufriedenstellen. In Namibia war z.B. auf einer Tour das geplante Hotel ausgebucht. Ein anderes Hotel wurde deshalb gefunden, allerdings fast 140 Kilometer vom ursprünglichen Standort entfernt. Es war zu weit weg von den wichtigen Sightseeing Punkten. Nachdem wir an einem Tag schon stundenlang zu den nächsten Highlights gefahren sind, wurden meine Gäste etwas unruhig, es war noch keine Besserung der Situation in Sicht. Tags drauf habe ich beim nächsten Ausflug Kontakte nutzen und für meine Gäste mehrere Flugzeuge chartern können. So kamen wir nicht nur schneller vom Hotel zu unseren Besuchspunkten, sondern bewegten uns viel interessanter. Wir hatten obendrein das Erlebnis Wüstenflug.

In Russland sind wir einmal einer Zugreise mit extremer Verspätung unterwegs gewesen. Wie sich herausstellte, war die Zugnummer für unseren Zug leider eine ganz falsche. Wir waren also kein exklusiver Sonderzug für Touristen, sondern liefen als ein Gefangenentransport!!!

Wir hatten allerdings wichtige Leute an Bord, sodass sich die Frage stellte, wie wir das insgesamt meistern können. In Irkutsk gab es zunächst keine andere Lok. Daraufhin habe ich mit den Verantwortlichen vor Ort gesprochen und gefragt, wieviel eine Lok kostet. Mann schaute mich mit großen Augen an. Ich wollte natürlich keine Lock kaufen, aber von einem Dispatcher bekamen wir quasi eine Lok geliehen. Ich konnte den Lokführer bestechen, um den Zug ziehen zu lassen. Endlich konnten wir wieder Fahrt aufnehmen. Während wir vor unserem Stopp, eine Verspätung von sieben Stunden hatten, konnten wir dies nun aufholen, so dass wir am Ende der Reise mit nur 40 Minuten Verspätung am nächsten Zielbahnhof ankamen. Was für ein Erlebnis.

  • Was begeistert mich immer noch an dieser Profession?

Jede Reise ist anders, auch wenn sich die Route wiederholt. Es gibt immer wieder neue Situationen, die man meistern muss, gleichzeitig ergeben sich daraus neue Erfahrungen.

Und das wichtigste sind natürlich unsere Gäste, die fast ausnahmslos eine solche Reise wie auf der „Transsib“ nur einmal im Leben machen und große Erwartungen in dieses Erlebnis setzten.

Es gilt, diesen Menschen unvergessliche positive Impressionen zu vermitteln und sie glücklich zu machen. Somit hat man am Ende einer jeden Reise immer ein konkret abrechenbares Ergebnis – und das sollten begeisterte, zufriedene Touristen sein!

Bereist man über einen längeren Zeitraum bestimmte Destinationen, sieht man die Entwicklung, sowohl des Landes, als auch der Bevölkerung. Dies zu beobachten, mit zu erleben finde ich faszinierend. Auf jedem Punkt der Erde gibt es Länder Regionen, wo man interessante Dinge entdeckt, die man getrost positive Anregungen mit nach Hause nehmen kann.

Auf Grund dieser Erfahrungen war und bin ich bei zahlreichen Veranstaltern in die Produktentwicklung eingebunden.

  • Was möchte ich einem zukünftigen Reiseleiter/einer Reiseleiterin mit auf den Weg geben?

Testen Sie, ob sie auch wirklich auf Menschen zugehen und Positives vermitteln können. Können Sie cool bleiben, und Emotionen zurückhalten, einen gewissen Abstand halten?

Es geht als Reiseleiter / als Reiseleiterin auch darum, Geschichten zu erzählen und Brücken zu schlagen. Also zu anderen Begebenheiten, um so z.B. historische Verknüpfungen zu schaffen, sowohl zeitlich (Geschichte) als auch örtlich (Länder, Regionen, Städte). Wer sich für die Region oder die Destinationen, die man bereist interessiert, wird dabei auch Kausalitäten erkennen können. Das ist ebenso ein wichtiger Aspekt in Bezug auf die Reiseleitung.