Anforderungen allgemein als Reiseleiter

Reiseleiter werden

Generell hat jeder Reiseveranstalter seine eigene Vorstellung davon, wie das ideale Anforderungsprofil seiner Reiseleiter aussieht. Welche Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen sollte man aber mitbringen wenn man sich für die Tätigkeit als Reiseleiter für Rundreisen, Wanderreisen, Studienreisen etc. interessiert.

Alter: Hier gibt es quasi keine generellen Grenzen. Reiseleitung ist möglich zwischen 20 und 70 Jahren, in manchen Fällen sogar darunter und darüber. Hier hängt es maßgeblich davon ab, welche Zielgruppe ein Reiseveranstalter bedient. Entsprechend passend werden seine Reiseleiter ausgesucht.

Qualifikationen: Reiseleiter werden ausnahmslos QuereinsteigerInnen aus allerlei Berufen, da es keine regulierte Berufsausbildung hierfür gibt. Bei Studienreisen wird vielfach ein abgeschlossenes Hochschulstudium in einer einschlägigen Richtung vorausgesetzt.

Reiseleiter-Ausbildung:

Formal ist eine Ausbildung nicht zwingend notwendig. Aber sie ist dennoch extrem hilfreich für den Einstieg, und dies in dreifacher Hinsicht:

  1. Das erworbene KnowHow sollte einem die notwendige Fähigkeit zur professionellen Durchführung der Tätigkeit geben. Am besten erlangt man dies bei einem mehrtägigen Ausbildungsseminar. Dabei sollte darauf geachtet werden, einen Anbieter auszuwählen, der nicht nur akademische, sondern auch praktische Erfahrung in diesem Bereich aufweisen kann. Allzu lange und aufwändige Ausbildungen sollten analysiert werden. Werden auch wirklich nur die nötigen Inhalte vermittelt? Sind etwa unpassende Themen wie „Fremdenverkehrsgeographie“ oder „Länderkunde“ sämtlicher Regionen dieser Welt enthalten? Ein Reiseleiter wird nicht „alle Welt“ bereisen, sondern ein paar wenige ausgewählte Zielgebiete. In denen sollte er sich natürlich gut auskennen, aber sich darin auch selbständig einarbeiten können. Manche monatelangen Ausbildungskurse sind nichts als künstlich aufgeblasene und dadurch überteuerte Unterfangen. Sinnvoll ist dies unter Berücksichtigung des Verhältnisses Input–Output nicht wirklich.
  2. Eine gute Vorbereitung auf den Job gibt einem Einsteiger die notwendige Sicherheit, die erforderlich ist. Es gilt nicht seinen Job meistern, sondern ihn auch mit Begeisterung auszufüllen und zu genießen. Unvorbereitet „ins kalte Wasser zu springen“ oder gar vom Veranstalter „geworfen“ zu werden, ist zwar mutig, aber auch ziemlich unprofessionell. Zudem ist es gewagt, denn ein Reiseleiter ohne Kenntnisse, z.B. über reiserechtliche Aspekte, ist schlecht beraten und riskiert nicht nur Regressschäden, Reklamationen und Zahlungsforderungen bei falschen Entscheidungen. Er wird womöglich auch unnötigerweise die Lust an diesem an sich tollen Job zu verlieren. Auch der souveräne Umgang mit kritischen Situationen mit der Reisegruppe kann unnötige Frustrationen vermeiden, wenn man verstanden hat, wie Reisegruppen und Reisegäste generell “ticken“.
  3. Eine renommierte Reiseleiter-Ausbildung mit Zertifikat erhöht die Bewerbungschancen bei Reiseveranstaltern immens. Drei Gründe sprechen dafür. Erstens, der Personaler weiß, dass es dem Bewerber ernst ist mit seinem Ansinnen, in diesen Beruf zu starten. Dieser hat schließlich Geld dafür investiert und es kann sich daher bei der Bewerbung nicht um eine Tageslaune handeln. Dies ist wichtig, denn der Veranstalter investiert nicht einfach so in die Einarbeitung in die Reisen. Er wäre also schlecht beraten, wenn der Reiseleiter dann kurz danach wieder abspringt. Zweitens, man kann davon ausgehen, dass dieser Bewerber ein grundlegendes Knowhow erworben hat. Dies ist umso wichtiger, wenn der Veranstalter selbst nicht über eine Infrastruktur für eine firmeninterne Schulung verfügt. Drittens, ohne Berufserfahrung im Bereich Reiseleitung ist wenigstens ein Nachweis einer Ausbildung die zweitbeste Wahl. Bei der Flut an Blindbewerbern ohne Ausbildung setzt man sich damit von ca. 90 % der Mitbewerber positiv ab.

Infos zu Reiseleiter-Kompaktausbildungen finden Sie hier.

Persönliche Kompetenzen:

  • Wertschätzender und emphatischer Umgang mit Reisegästen
  • Freude an der Führung von Menschen
  • Ausdrucksvermögen und kommunikatorische Fähigkeit
  • Konfliktkompetenz
  • Organisationstalent und Begeisterungsfähigkeit

 

  • Passende fachliche Fähigkeiten: Menschen, die Reiseleiter werden, verfügen über verschiedene fachliche Fähigkeiten (z.B. bei Radreisen technische Kompetenz, bei Aktivreisen z.B. entsprechende Wanderkenntnisse sowie Berg- und Wetterkunde, bei Foto-Reisen fotografische Kompetenz etc.)
  • Kenntnisse über Land und Leute im Wunschreiseziel
  • Bei Studienreisen Spezialkenntnisse zu Natur und Kultur (z.B. Architektur, Geschichte, Geologie, Kunst- und Kulturgeschichte, Botanik etc.)
  • Sprachkenntnisse: mind. Englisch! In Frankreich Französisch, in Italien südlich der Toskana Italienisch, in Spanien Spanisch… Hier erwarten die Gäste, dass die Reiseleitung sich mindestens mit Einheimischen unterhalten kann, um organisatorische Dinge klären zu können. In vielen Ländern wie Skandinavien, Griechenland oder vielen Fernreisezielgebieten können die Einheimischen weitgehend Englisch und kaum jemand erwartet von seiner Reiseleitung, dass sie Vietnamesisch oder mongolisch spricht. Grundkenntnisse wie Grußformeln, „danke“ und „bitte“ sowie Zahlen etc. sollte man sich aber auch hier aneignen können. In frankophonen Staaten Afrikas ist Französisch auch kaum vermeidbar, in Lateinamerika ist auch Spanisch Pflicht. Und da häufig Reisegäste Grundkenntnisse in solchen Sprachen mitbringen, wäre es mehr als peinlich, wenn Gäste für Reiseleiter Übersetzungsdienste leisten müssten.
  • Persönliche Fähigkeiten: Hier zu gehören eine gute Stimme, eine klare Ausdrucksform, ein gutes Erklären, gute Benimmformen und eine gepflegte Erscheinung. Aber man sollte auch angstfreie vor Gruppen (kommt spätestens mit der Routine) sprechen können, entscheidungsfreudig sein, und Initiative und Handlungsbereitschaft zeigen.
  • Organisationstalent: Wer sein eigenes Leben organisatorisch kaum gebacken bekommt, weil immer irgendwas dazwischenkommt oder nicht klappt, sollte besser die Finger von der Reiseleitung lassen. Hier sind Leute gefragt, die hinbekommen, was sie sich vornehmen. Die so organisieren können, dass am Ende genau das passiert, was geplant war. Wer immer zu spät zur Schule oder zur Arbeit gekommen ist, wird dies auch bei der Reiseleitung tun und dann ist das erste auch das letzte Mal. Vorausschauend planen, Einflussfaktoren einkalkulieren, Störfaktoren ausschalten, Timing realistisch ansetzen etc. Dies sind Fähigkeiten, die jeder für sich mit „ja“ beantworten können muss.
  • Gutes Zeitmanagement: Realistisch planen! Mit Gruppen dauert alles viel länger, Puffer einbauen, pünktlich sein und seine Gruppe zur Pünktlichkeit erziehen können. Keine Hektik aufkommen lassen und selbst bei Stress diesen nicht sichtbar machen, die Gruppe ist im Urlaub und nicht auf der Flucht! Ein hektischer Reiseleiter schafft Stress in der Gruppe und das ist dem Erfolg abträglich. Wer selbst immer unpünktlich war, wird´s schwer haben (Vorbild!).
  • Empathie für seine Gäste: Die beste Einstellung eines Reiseleiters ist, sich für Menschen zu interessieren, ihn Ihnen das Positive zu sehen und sich auch in deren Lage hineinversetzen zu können. Dies bedeutet, seinen eigenen Werte- und Normenkatalog für den Moment einmal links liegen lassen zu können, um das Weltbild seines Gegenübers erkennen zu können, um dann wiederum die richtigen Handlungsschritte zu unternehmen, die dann beiderseitige Zufriedenheit auslösen.
  • Führungstalent: Wer schon immer eher den anderen hinterhergelaufen ist, als vorneweg, könnte es bisher entweder einfach nicht probiert haben oder es liegt einem eben nicht. Fakt ist, ein talentierter Reiseleiter ist eher derjenige, der die Initiative ergreift, handelt, entscheidet, und das auch für andere. Er geht voraus, wenn alle anderen stehenbleiben und Antworten formuliert, während andere noch fragend herumstehen. Zu welcher Gattung Mensch gehören Sie?
  • Improvisationstalent: Dies gehört zum fortgeschrittenen Organisationstalent. Es vorallem dann nötig, wenn keine Struktur und keine Ordnung mehr herrscht. Hier ist jemand gefragt, der unter Stress auch einmal etwas wagt, Ideen hat und nicht in Lethargie verfällt.
  • Offene, lebensbejahende Persönlichkeit: Wer eine positive, gewinnende Ausstrahlung hat, gewinnt seine Reisegäste viel schneller als der noch so hochkompetente Fachmann, der aber vielleicht „zum Lachen in den Keller geht“. Selbst ein zufriedenes Leben zu führen macht es dabei natürlich einfacher, andere Menschen zu begeistern, aber wir kennen auch Reiseleiter/innen, die keine leichte Biographie hatten, aber dennoch (und vielleicht ja auch durch die Reiseleitung) eine innere Mitte gefunden haben, die auf andere ansteckend wirken kann.
  • Verantwortungsbewusstsein: Es muss einem Reiseleiter klar sein, dass alles, was auf der Reise passiert, in seinem Einflussbereich liegt, selbst das Wetter, denn wenn eine Reisegruppe patschnass im Regen steht, muss er sich überlegen, ob er vielleicht das Programm hätte umdrehen können, um bei Regen eher im Museum zu sein und bei Sonne den Spaziergang zu unternehmen. Wer solche Dinge nicht für sich in Anspruch nimmt und es als seine Aufgabe sieht, hier nicht bloß das Schicksal entscheiden zu lassen, der handelt verantwortungsbewusst und damit professionell.

Diese Liste könnte man endlos fortsetzen, aber jetzt wollen wir auch verschiedene Reiseveranstalter zu Wort kommen lassen.

Diese setzen bereits seit längerem oder auch erst seit kurzem erfolgreich Reiseleiter auf ihren Touren ein. Die Reiseveranstalter geben Einblick zu ihrem Anforderungsprofil und erläutern beispielsweise, welche Qualitäten und Fähigkeiten sie von ihren (zukünftigen) ReiseleiterInnen erwarten. Wir wollen Ihnen als InteressentIn eine realistische Einschätzung zu Ihrem möglichen Weg geben und ebenso den erfahrenen Reiseleiter und Reiseleiterinnen, die nach neuen Herausforderungen suchen.