Reiseleiter für Hauser Reisen in Rottweil
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Was hat mich zur Reiseleitung gebracht?
Ich wollte eigentlich Koch werden, aber mein Vater wollte unbedingt, dass ich als jüngster Sohn von 4 Kindern in seine Fußstapfen treten solle, denn er war Polizist in unsere Gemeinde. Ich habe zugestimmt, aber unter der Bedingung, dass ich zur Gendarmerie gehe und zwar zur Kavallerie. Nach einer dreijährigen Schulzeit, kam ich dann als Keurgegradueerde (Flämisch für Unteroffizier) aus der Militärschule und hatte ein schönes Leben. Ich musste meine 28 Kavalleristen im Reiten ausbilden, sowie in der Handhabung der öffentliche Ordnung, der Suchaktion zu Pferd und auch in der Begleitung des Königs als Wachmeister unterrichten. Also war ich eigentlich mehr oder weniger schon ein Lehrer, der sowohl Neuankömmlinge, wie auch alte Hasen unterrichten und kontrollieren durfte. Leider habe ich dann auf Wunsch meiner damaligen Verlobten, die Pferde gewechselt, um in eine normale Einheit versetzt zu werden, ohne Kavallerie. Da ich bereits einen sehr hohen Dienstrang hatte, kam ich nur noch vor die Tür, wenn es schlimme Unfälle oder Mordfälle gab und ich die notwendigen Ermittlungen durchführen sollte. Der Tod eines Kindes von etwa 14 Jahren hat mich dabei dann so aufgewühlt, dass es der letzte Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte. Zuhause angekommen, sagte ich meinem Vater schließlich, dass ich die Gendarmerie nach 8 Jahren Dienst verlasse. Es hat mich rausgezogen und so hab ich mich entschieden, Omnibus zu fahren.
Bei den ersten Touren in meiner Heimat habe ich mit einem Kollegen englische Reisegäste betreut und musste feststellen, dass der Kollege nur knappe Anweisungen zur Technik gab, zum Beispiel wie der Sitz funktioniert und ähnliches. Irgendwann hab ich bei meinem Chef vorgesprochen und gefragt, ob ich auf den Touren auch über Geschichte, das Land und die Strecke erzählen kann. Ich kaufte mir Reiseführer, interviewte Einheimische und nahm alle Dinge auf, die mir auf Reisen begegneten. Dieses Interesse wurde zur Leidenschaft und so bin ich über verschiedene Busunternehmen auf unterschiedlichen Routen zur Reiseleitung und zu meiner jetzigen Firma gekommen, wo ich nach wie vor Reisegäste, jetzt zumeist sogar Stammgäste, für Land und Leute begeistere.
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Was waren für mich besondere Erlebnisse als Reiseleiter ?
Das schönste Erlebnis gibt es fast jede Woche wieder, wenn ich mit meiner Frau die neuen Gäste am Flughafen abhole. Sobald die Reisegäste uns sehen und auf uns zusteuern, haben wir bereits ein Lächeln im Gesicht und freuen uns wie die Gäste auf die gemeinsame Zeit, die vor uns liegt.
Öfter haben wir auch von unseren Gästen gehört, sie seien schon vor einiger Zeit mit uns gefahren und dass sie nun speziell diese Fahrt gebucht hätten, weil sie wussten, dass wir beide als Team die Tour fahren würden. Das berührt uns jedes Mal wieder und ist eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit.
Ein herzliches Dankeschön daher von unserer Seite an all unsere Reisegäste, die wir schon seit fast 30 Jahre betreuen dürfen.
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Was begeistert mich immer noch an dieser Profession?
Ich sehe diese Sparte des Betreuens von Reisegästen wie einen Beruf, wo viele meinen, es zu können, aber wenige es wie eine Berufung sehen. Eine Reise mit Gästen betreuen zu dürfen, die Gäste in einem fremden Land immer wieder aufs Neue begeistern zu können, kann man nicht in Form eines Jobs erledigen. Beim Ausüben eines Jobs gibt es einen Chef oder Vorgesetzte. Als Reiseleiter muss ich selber agieren, reagieren, vorbeugen und Rat geben. Wenn die Reisegäste, teils vorbereitet auf das Zielgebiet, andere eben nicht, mit mehr oder weniger Erwartungen eine Reise antreten, haben sie das Recht, das diese Erwartungen auch erfüllt werden. Viele meinen, man kann ablesen, geschwind mal in einen Reiseführer hinein schauen und dann das Gelesene wie ein Tagesschausprecher vortragen… diese sind am falschen Platz.
Der Begriff „Reiseleiter“ reicht nicht wirklich, man ist der rote Faden des Reisegastes, die zentrale Figur dieser gemeinsamen Tage, Ratgeber, Informant, Seelsorger, Alleinunterhalter und Manager, Nachrichtenvermittler, kurz ein Allrounder. Dieser Beruf hat sehr viel mit Eitelkeit zu tun, setzt man sich aber selber ein hohes Maß an Disziplin und möchte man in den Augen seiner Reisegäste zum Vorbild werden, dann ist man auf dem richtigen Weg. Auch die Vorbereitung einer Reise ist wichtig, denn je umfangreicher, je akribischer sie vorgenommen wird, desto besser ist sie, denn nur mit dem nötigen Wissen kommt die Sicherheit, die auch der Reisegast zu spüren bekommt.
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Was möchte ich einem zukünftigen Reiseleiter mit auf den Weg geben?
Es gibt, meines Erachtens, keinen anderen Beruf, wo man so schnell ein Feedback bekommt, als beim Reiseleiterberuf. Kann man seine Reisegäste immer und immer wieder begeistern, gibt es nur einen Weg: immer mehr geben. Das berühmt berüchtigte Thema von Anerkennung (Trinkgeld) sagt natürlich was aus, aber es nur daran zu messen ist falsch. Für mich ist die schönste Anerkennung ein Wiedersehen. Reisegäste, welche zufrieden in Ihre Heimat zurückkommen, sind mir mehr Wert, als jemand, der Dir was in die Hand drückt und den Du nicht mehr sehen wirst. Ein Stammkundennetz, einen Fanklub, eine Reisefamilie, das ist das Hauptziel. Wenn man dieses erreichen kann, ist man auf dem richtigen Weg…einen Reiseleiter zu werden.